Es hatte sich angekündigt: Das Unternehmen GoPro, im Jahr 2002 von Nick Woodmann gegründet und mit der Entwicklung und dem Verkauf hervorragender Action Cams groß geworden, hat erheblich Schlagseite bekommen. Gerade eben wurden die vorläufigen Finanzergebnisse des vierten Quartals 2017 in den USA bekannt gegeben. Das Unternehmen erwartet einen Umsatz von rund 340 Millionen US Dollar für das vierte Quartal 2017 – zu wenig, um den ins Trudeln geratenen Kamerariesen wieder in ruhigere Gewässer zu führen.
Also muss in 2018 ein großer Umbruch her, denn am Markt bleiben und auch im neuen Jahr wieder innovative Neuheiten auf den Markt werfen, möchte GoPro auf jeden Fall – trotz der rund 80 Millionen US Dollar Verlust, die im Jahr 2017 geschrieben wurden.
Dabei ging der Weg von GoPro lange Zeit steil bergauf. Alles begann mit dem abenteuerlustigen Surfer, Skifahrer und Motorradfan Nick Woodmann, der im Jahr 2002 nach einer Möglichkeit suchte, seine Erlebnisse besser mit seinen Freunden teilen zu können. Die Kameras die zu dieser Zeit auf dem Markt waren, taugten nicht recht für Surf- oder Skiaufnahmen und konnten ihm nicht die Möglichkeiten bieten, die er sich von einer wirklich guten Action-Cam wünschte.
Da wurde er erfinderisch. Sein erster Modellentwurf war eine 35mm Kamera mit einem Armband aus den Resten alter Neoprenanzüge kombiniert mit Kunststoffabfällen. Inzwischen wurden mehr als 26 Millionen GoPro Kameras in über 100 Ländern verkauft. Neben Outdoor- und Action-Cams, die man am Arm, an Helmen oder an der Kleidung befestigen kann, hat GoPro in den letzten Jahren auch eine Vielzahl hochklassiger und preislich sehr guter Kameras für Drohnen produziert.
Doch was lag näher, als selbst eine Drohne mit Kamera auf den Markt zu werfen. Mit der GoPro Karma brachte das Unternehmen dann auch tatsächlich ein anfangs viel gefeiertes Modell auf den Markt, dass mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und in der gewohnten GoPro-Qualität daherkam. Dabei wurde natürlich vor allem darauf geachtet, dass die Flugabläufe den verbauten GoPro-Kameras entgegen kamen.
So hatte der Hersteller ein absolutes Film- und Fotoerlebnis ruckelfreie Bilder und unterdrücktes Filmrauschen versprochen. Doch schon zwei Monate nach Markteinführung folgte der sprichwörtliche Absturz. Wegen erhöhter Absturzgefahr der Drohne wurde sie vom Markt genommen und kam erst Anfang 2017 wieder in die Regale der Verkäufer zurück. Die Drohne selbst ist zwar nach wie vor ein Artikel, der gut verkauft wurde – immerhin belegte GoPro Rang vier der Top-Drohnenhersteller bei der Studie „Drohnen, der Markt und seine Player“.
Doch der Drohnenmarkt generell ist stark im Umbruch, was den Machern bei GoPro eher Angst als Hoffnung macht. So hat man vom Firmensitz in San Matteo (Kalifornien) aus ein feindseliges regulatorisches Umfeld für Drohnen in den USA und Europa ausgemacht, was aus Sicht des Kameraherstellers in den nächsten Jahren zu einem Schrumpfen des Drohnenmarktes führen wird. Keine guten Voraussetzungen also für ein Unternehmen, das mit aller Macht zurück in die Erfolgsspur will.
Kosten sollen eingespart und Sparten weggekürzt werden. Die Karma-Drohne wird abverkauft und danach aus den Läden verschwinden. Ein neues Modell von GoPro ist nicht geplant. Parallel soll Personal abgebaut werden. Von 1.254 Mitarbeitern weltweit sollen weniger als 1.000 übrig bleiben. Dazu will man sich auf die Produktion und die Entwicklung alter und neuer wirklich gewinnbringender Produkte konzentrieren.
Man kann GoPro nur wünschen, dass das Unternehmen schnell wieder in die Spur kommt – denn die Qualität der Kameras und weiteren Produkte aus dem Hause GoPro ist unbestritten und es würde am Markt mit Sicherheit eine große Lücke reißen, sollte diesem Global Player tatsächlich komplett die Luft ausgehen.